Hedging und Risikomanagement
Heute möchte ich ein oft zitiertes, breitgeschlagenes aber über aus wichtiges Thema behandeln – das Risikomanagement. Was macht ihr, wenn es nicht nach Plan läuft bzw. noch schlimmer also wenn es nach Plan läuft aber der Plan falsch war? Das Buch “The Complete Guide To Option Selling” wurde ein Bestseller, doch der Bestseller-Autor und Vermögensverwalter James Cordier ging letzte Woche “out of business”. Wenn sein Konto in diesem Markt nicht überlebt, wie sollen wir das dann schaffen?
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James Cordier: “Sorry, alles Geld ist weg”
Soweit ich es mitbekommen habe, war seine Strategie vereinfacht gesprochen “long Öl und short Erdgas”, wobei er die Strategie mit naked short Calls im Erdgas und naked short Puts im Crude Oil umgesetzt hat. Hier lag er in den letzten Wochen erstmal nur im Teil mit dem Öl verkehrt und dann kam auch noch Pech im Erdgas hinzu, wobei hier in erster Linie nicht die falsche Richtung schlimm war, sondern die explodierende Volatilität bei den nackten short Calls.
Sein Plan war also die langfristige positive Korrelation der beiden Underlyings CL und NG auszunutzen und vom Zeitwertverfall in den Optionen zu profitieren. Das Problem bei Korrelationen ist allerdings, dass sich diese immer auf einen Zeitraum beziehen, z.B. 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr… aber an einem Tag, an dem Panik an den Börsen herrscht, gibt es keine Korrelationen mehr und dagegen muss man sich vernünftig absichern.
Die meisten von uns handeln Aktien und Aktienoptionen. Eine Diversifikation zwischen Aktien(optionen) und Commodity-Futures (Optionen) ist sicherlich nicht ganz verkehrt, aber eben auch kein Allheilmittel. Und wenn es auch keine wirkliche Sicherheit bringt, was denn dann? Hedging vielleicht, und wenn ja wie? Kürzlich habe ich einen Gastbeitrag mit einigen Beispielen und Funktionsweisen verschiedener Hedges bei Optionsuniversum veröffentlicht, um euch einen kurzen Überblick und Denkanstöße in die Richtung zu geben. Wichtig ist jedoch vor allem, dass man einen wirklich funktionierenden Plan hat und die Positionsgrößen beim Optionshandel klein – sehr klein hält. Größer werden sie von ganz alleine 😉
5 Grundsätze für ein gutes Risikomanagement
Diese fünf Grundsätze finde ich besonders wichtig. Du musst diese unbedingt verinnerlichen, um langfristig erfolgreich zu sein. Denn es ist das gleiche Ergebnis, wenn dein Konto nach 2 Wochen, nach 2 Jahren oder nach 20 Jahren platt ist – du bist pleite.
1. Trade Small Positions
Handele immer nur mit kleinen Positionen. Die Betonung liegt auf immer. Denn meistens geht ein Trade genau dann schief, wenn du dich übernommen hast.
2. With A High Probability of Success
Handele immer mit der Wahrscheinlichkeit auf deiner Seite also verkaufe lieber Optionen als dass du sie kaufst.
3. In Liquid Stocks & Options
Handele immer nur die liquidesten Aktien und Aktienoptionen. Eine monatlich aktualisierte Liste mit den liquidesten Aktienoptionen findest du hier.
4. Using The Right Strategy
Handele immer mit der richtigen Strategie. Welche Strategie du verwendest hängt in erster Linie von zwei Dingen ab. Deine Erwartung an den jeweiligen Markt in Bezug auf die Richtung und die Volatilität. Wenn das Level der Volatilität bereits relativ hoch ist bieten sich abgesicherte Strategien an, die in erster Linie Optionen verkaufen (Sell To Open) wie z.B. der Butterfly oder Iron Condor bei neutraler Markterwartung, der Call Credit Spread bei fallender und der Put Credit Spread bei steigender Markterwartung.
Ist die Volatilität relativ niedrig im Vergleich zu den letzten 52 Wochen, dann können auch long Strategien profitabel sein (Buy To Open) wie z.B. der long Straddle.
5. As Many Times As You Can
Mach es wie das Casino mit den Limits pro Tisch. Handele lieber viel und oft und klein als weniger und dafür groß, da es immer unerwartete Ausreißer geben wird. 1.000 Trades hört sich viel an – ist es aber nicht, da es Serien von 10 oder mehr Verlierern geben kann.
Das richtige Mindset für Risikomanagement
Schon tausendmal gehört, ich weiß. Diese Prinzipien werden in lang anhaltenden, ruhigen und gut laufenden Märkten aber gerne irgendwann mal vernachlässigt, weil jeder irgendwo gierig ist. Das wesentliche Problem beim Verkauf von Optionen zwecks Prämieneinnahme ist eigentlich immer das Gleiche – die Volatilität. In den ruhigen, vermeintlich leichten ja gar einlullenden Marktphasen sinkt die Volatilität und mit ihr die Prämien. Was machst du nun? Gehst du mit dem Strike näher an den Markt oder verkaufst du länger laufende Optionen? Beides birgt ein höheres Risiko, wenn die Volatilität auf einem niedrigeren als üblichen Level, also unterhalb eines Durchschnittswertes liegt. Warum ist das nun gefährlicher? Von einem niedrigen Level der Volatilität verdoppeln, verdreifachen und vervierfachen sich Optionsprämien viel schneller und mit ihr die Marginanforderungen. Es bringt also wenig, nur immer schön auf eine maximale Auslastung der Margin von 40-50% zu achten, wenn die Vola von niedrigen Levels rasant steigt. Daher habe ich diesem Bereich für Aktienoptionen vereinfachend im VIX die gelbe Ampel gewidmet:
Diese Ampel ist Teil meines Risikomanagements und führt dazu, dass ich im gelben und roten Bereich rigoros Positionen verkleinere. Im gelben Bereich handele ich kleiner als üblich (also bereits beim Entry) und im roten Bereich eröffne ich keine neuen Trades und verkleinere zusätzlich bereits bestehende offene Trades auch wenn dies mit der Realisierung von Verlusten einhergeht. Das ist aus meiner Sicht die einzige Chance, die wir haben – denn das Portfolio kann noch so gut diversifiziert sein:
Ich schaue mir diese VIX-Ampel also nicht nur vor der amerikanischen Börseneröffnung an, sondern auch Intraday einfach immer mal wieder zwischendurch und handele entsprechend meinen o.g. Regeln.
Welche Instrumente benutzt ihr für euer Risikomanagement? Gerne können wir in den Kommentaren dazu diskutieren und nachdem wir ein paar Ideen gesammelt haben kann ich diese übersichtlich hier im Blog einfügen. Ich freue mich auf eure Vorschläge!
Viele Grüße
Marian