Volatilität voraus?
Marktradar KW10
Die Volatilität springt an – für die eine Gruppe der Optionsverkäufer ein Graus und für die andere Gruppe der Befreiungsschlag, bald wieder handeln zu können. Sicherlich – jede Medaille hat zwei Seiten – aber was macht nun mehr Sinn? Ist es sinnvoller, eine niedrigere erwartete Volatilität zu nutzen, um bei relativ niedrigen Prämien Optionen zu verkaufen und nur vom Zeitwertverfall zu profitieren, oder geht man einen anderen Weg und verkauft nur Optionen bei hoher Volatilität, weil da die Prämien stimmen und zusätzlich Vega und Theta für den Optionsverkäufer arbeiten?
Wer von euch diese Frage mit einem einfachen Satz beantworten kann, der werfe bitte den ersten Stein.
Noch vor ein paar Jahren hätte ich gesagt, Volatilität ist doch uninteressant! Schließlich bezieht sich meine Wette beim Verkauf einer Option ja auf den Kurs, der eher nicht mehr erreicht wird. Zurückblickend auf das Jahr 2017 durchaus nachvollziehbar. Da gab es so gut wie gar keine großen Volatilitätserwartungen. Wenn mein Strike nicht gerissen wird, dann kann mir doch die Volatilität völlig egal sein, oder?
Heute würde ich die Frage mit „kommt aufs übergeordnete Bild an“ beantworten. Wenn man davon ausgeht, dass die erwartete Schwankungsbreite im negativen Umfeld häufig übertrieben beurteilt wird und in ruhigen Zeiten aufgrund der Sorglosigkeit eine mögliche Änderung in der Schwankungsbreite unterschätzt wird, dann ergibt sich eine ganz interessante Perspektive. Und das ist genau die Sichtweise, die ich als Optionsverkäufer benötige, um zu wissen, wann und wie ich im Markt aktiv werde. Wir haben bei hoher Volatilität in Bezug auf das Risiko häufig zu teuer gepreiste Optionen und in Zeiten niedriger Volatilität zu günstige, also nicht dem Risiko angemessene Prämien. Es ist meiner Meinung nach auch keine Abkürzung über einen statischen Ansatz möglich, der wiederkehrend die gleichen Parameter voraussetzt. Genau die gleichen Parameter würden auf längere Sicht eher für ein ausgeglichenes Chancen-Risiko-Verhältnis sprechen, wo am Ende nur der Zeitwertverfall gegen die Volatilität kämpft.
Bergab läuft es sich einfach leichter – und das kann man auch so ungefähr auf die Volatilität beziehen. Entscheidend ist also, wo wir heute stehen und in welche Richtung der träge Schaufelraddampfer mit seinen schweren Passagieren, wie z.B. Pensionskassen und auch Investmentfonds, weiterfahren wird. Die logische Schlussfolgerung daraus – mit einem guten Überblick haben wir Smallies auf unseren kleinen aber wendigen Jetskis gute Möglichkeiten, gerade besonders wegen unserer flexiblen Positionsgrößen vom Marktgeschehen zu profitieren.
Also schauen wir wieder auf die vergangene Woche, um für die Zukunft die Prognose verfeinern zu können.
Der VIX konnte gleich am Montag wieder die 14er Marke erreichen und schloss am Freitag bei 16 Punkten in Contango. Der VVIX hat sich von seinem Tiefstand etwas bewegt und notierte bei 87 Punkten.
Die Advance-Decline-Line an der NYSE fiel die Woche über und hat deutlich an Kraft verloren. Das zeigt uns, dass die Mehrzahl der Aktien gefallen ist.
An der Nasdaq ist das Bild der ADL etwas deutlicher. Schwer vorstellbar, woher da ein mögliches Aufwärtspotential kommen soll.
Unser Fear & Greed Index notiert wieder im neutralen Bereich bei 55 Punkten. Hier ist zumindest etwas Euphorie verflogen. Beim Blick auf den Chart wird deutlich, dass die Marktteilnehmer seit Beginn 2018 etwas verhaltener agieren.
Das Put/Call Ratio war relativ neutral bei um die 1. Also keine großen Anzeichen von Absicherungsbedarf.
S&P 500 sowie Nasdaq 100 notieren über ihrem wöchentlichen gleitenden Durchschnitt. Was auffällt – die Nebenwerte S&P Smallcap 600, Russell 2000 und der DJ Transport schwächeln etwas.
Diese Woche produzierten wir jeweils 2 Distributionstage im S&P 500 sowie im Nasdaq 100.
Ein Blick ins Boost-Tool verrät uns, dass die IVRs immer noch auf einem relativ geringen Level sind.
Zusammenfassend – wenn man sich so das übergeordnete Bild anschaut, dann könnte sich da schon etwas zusammenbrauen. Die Utilities sind stark, die Nebenwerte und der Transportindex fällt. Der VIX kommt nicht zur Ruhe und steht wieder über der 16er Marke.
Dennoch bleibe ich bullisch und werde auf eine Konsolidierung nach der starken Rally spekulieren. Ich werde besonders auf die Panikzeichen, das P/C Ratio, VIX-Umkehr oder UpDays achten. Dabei bevorzuge ich starke Werte aus dem S&P 500. Als Optionsverkäufer werde ich erst aktiv werden, wenn die Angst im Markt deutlich zu hören ist.
In diesem Sinne – Volatilität voraus und eine erfolgreiche Handelswoche!
Euer Mirko
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