Wie handelt man eine Butterfly Strategie?
Es gibt viele Optionsstrategien, die auf den Zeitwertverfall setzen und nachweislich profitabel sind. Was es nicht gibt, ist ein konkretes Trade-Setup mit definierten Ein- und Ausstiegsregeln, das immer gewinnt. Wir sehen uns jedes Jahr auf’s Neue an, wie viele Besucher auf der WoT bei bestimmten Vorträgen fleißig mitschreiben, wenn die Vertreter einiger Broker auf der Bühne Trade-Setups vorstellen, dessen Performance in der Vergangenheit um ein Vielfaches besser als der DAX waren… genau: “den Chart nach links handeln und mit diversen Indikatoren ein Setup suchen, das gut passte” könnte man auch sagen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wer erkennt sich wieder?
- 2 Was ist ein Butterfly und was will ich erreichen?
- 2.1 Symmetrischer Butterfly: “Glaskugel sagt, dass der Markt fallen wird”
- 2.2 Broken Wing Butterfly: “Glaskugel sagt, dass der Markt etwas hin- und herschwanken wird”
- 2.3 Broken Wing Butterfly mit deep ITM long Call: “Glaskugel sagt, dass der Markt entweder nichts macht oder in den Rallyemodus wechselt”
- 2.4 Broken Wing Butterfly: “Glaskugel ist kaputt”
- 3 Trade update
- 4 Diversifizierung über verschiedene Laufzeiten
- 5 Die Butterfly Stratgie professionell handeln
- 6 Backup
- 7 Reale Trades im Echtgeldkonto
Wer erkennt sich wieder?
Wenn du es bis hier hin zu unserem Blog geschafft hast, bist du vermutlich jemand, der diese Phase bereits abgeschlossen hat. Du handelst wahrscheinlich profitabel, wünscht dir jedoch noch ein bisschen mehr Konsistenz. Vielleicht können wir dich dabei unterstützen. In diesem Blog möchten wir unsere aktuellen Überlegungen mit euch teilen und freuen uns über eure Anmerkungen oder Gegenvorschläge zu realen Trades und dessen Adjustierungen!
Wir handeln verschiedene Optionsstrategien in unseren eigenen Konten. An dieser Stelle möchten wir euch den Butterfly als marktneutrale Optionsstrategie vorstellen, die auf ungedeckte Optionen verzichtet und dessen Grundgedanke auf dem Zeitwertverfall basiert. Ferner spekulieren wir mit dieser Strategie darauf, dass der Markt wahrscheinlich eher mal ein bisschen steigt oder fällt, als dass er extensive Bewegungen nur in eine Richtung macht. Und wenn er – wie aktuell – nur noch steigt, resultiert das je nach Setup auch nicht in Verlusten! Der Butterfly ist zudem aus unserer Sicht auch einfacher zu adjustieren als ein Iron Condor, um Gewinne zu sichern oder Verluste zu reduzieren. Super, oder? Los geht’s!
Was ist ein Butterfly und was will ich erreichen?
Ein Butterfly besteht aus einem Put Credit Spread (verdient das Geld) und einem Put Debit Spread (schützt den Credit Spread), wobei sich das jeweilige Short leg am selben Strike befindet. Das Resultat ist eine zeltförmige Gewinn- und Verlustkurve am Verfallstag.
Generell kann man sagen, dass man sich bei der Konstruktion vom Butterfly für einen Mix aus zwei Faktoren entscheiden muss. Je breiter das Zelt wird, also je wahrscheinlicher der Gewinn, desto größer wird der maximal mögliche Verlust.
Je nachdem wo wir den Markt in den Tagen nach der Eröffnung des Trades vermuten, können wir das Zelt z.B. so konstruieren:
Symmetrischer Butterfly: “Glaskugel sagt, dass der Markt fallen wird”
Kurzer Exkurs zu den Linien:
Die drei Linien zeigen den Gewinn/Verlust am jeweiligen Zeitpunkt im Trade in Abhängigkeit wo sich der Markt zu diesem Zeitpunkt befindet. Wenn sich der Markt bewegt, so ist die gepunktete T+0 Linie also der heutige Gewinn/Verlust. Nach 33 Tagen befinden wir uns auf der gestrichelten Linie und am Verfallsdatum (heute + 65 Tage) auf der durchgezogenen Linie. Die gepunktete Linie wird also im Zeitverlauf zum “Expiration Graph” (T+65).
Die gepunkteten Linien unterliegen Schwankungen und werden mit einem mathematischen Modell, das der Realität relativ nahe kommt, berechnet. Trotzdem hat jede Option an jedem einzelnen Strike heute und in der Zukunft ihren eigenen Preis und ihre eigenen Griechen. Wie sich jetzt die Preise der Optionen in der Zukunft entwickeln, kann das Modell natürlich nicht vorhersehen, denn die Preisentwicklung der Optionen folgt aus der Veränderung von Angebot und Nachfrage an den jeweiligen Strikes. Die gepunkteten Linien sind also als “best guess” zu sehen, um einen Anhaltspunkt zu bekommen, welche monetären Auswirkungen ein steigender oder fallender Markt auf die Strategie und dessen Adjustierungen hat.
Broken Wing Butterfly: “Glaskugel sagt, dass der Markt etwas hin- und herschwanken wird”
Falls unsere Markterwartung gänzlich neutral ist, klettern wir mit dem Broken Wing Butterfly die gepunkteten Linien nach oben und haben einen kleinen Puffer nach oben und unten. Mit geschickten Adjustierungen können die waagerechten durchgezogenen Linien im Zeitverlauf angehoben werden, z.B. auf der rechten Seite so weit, dass bei steigendem Markt hier kein Verlust mehr gemacht wird.
Broken Wing Butterfly mit deep ITM long Call: “Glaskugel sagt, dass der Markt entweder nichts macht oder in den Rallyemodus wechselt”
Sinn und Zweck des tief im Geld gekauften long Calls ist die Glättung der T+0 Linie. Der Trade ist damit sehr gutmütig bei steigendem und leicht fallendem Markt, muss jedoch adjustiert werden, wenn er das Zelt verlässt.
Broken Wing Butterfly: “Glaskugel ist kaputt”
Das ist nun der Trade, für den wir uns am 8. Juni entschieden und tatsächlich in einem Echtgeldkonto umgesetzt haben. Da stand der SPX noch etwas tiefer. Das ist jedoch kein Problem.
Warum haben wir uns für diese Variante entschieden? Zu allererst wollen wir das Risiko minimieren. Je länger die Laufzeit bei Trades aller Art ist, desto gerader kann die T+0 Linie an weiter entfernten Punktwerten im Markt konstruiert werden. Der S&P 500 befindet sich aktuell vor einem Widerstand, der jedem ins Auge springt. Wir gehen von einem Anlauf auf die 2800 mit anschließendem Rücksetzer aus.
Wie du der Grafik entnehmen kannst, steigt der Gewinn des Trades bereits in der Nähe des Zeltes an, d.h. der Markt muss gar nicht in das Zelt laufen, um erfolgreich zu sein. Warum ist das so? Das hängt mit der unterschiedlichen Schnelligkeit des Zeitwertverfalls in Abhängigkeit von der Position der Option zum aktuellen Marktpreis zusammen (ATM, OTM, ITM). Prozentual verfällt der Optionspreis von (weit) aus dem Geld liegenden Optionen schneller als der von im Geld oder nahe dem Geld liegenden Optionen:
Darüber hinaus gibt es Adjustierungsmöglichkeiten während der Laufzeit des Trades, die wie oben kurz angerissen, die “upper expiration line” anheben, also die waagerecht verlaufende Linie rechts neben dem Zelt um einen Gewinn bei steigendem Markt zu sichern. Aber dazu später mehr. Wir halten euch über die Entwicklung dieses Trades hier an dieser Stelle gerne auf dem Laufenden!
Trade update
Am 9. Juli, also rund einen Monat nach der Eröffnung des Trades, konnten wir den Butterfly ohne nennenswertes zusätzliches Risiko so adjustieren, dass die upper expiration line (UEL) nun einen Wert von 2.247,00 EUR angenommen hat. Wie ihr seht, haben wir die beiden long Strikes in Richtung des short Strikes gerollt, das Zelt also enger gemacht. Wir werden den Trade natürlich weiter verfolgen und beabsichtigen ihn in der aktuellen Konfiguration mit einem Gewinn von 2.247 EUR auslaufen zu lassen.
Diversifizierung über verschiedene Laufzeiten
Wir können nicht immer richtig liegen und legen daher nicht alle Eier in einen Korb. Unsere Trades bzw. besser gesagt das zur Verfügung stehende Kapital teilen wir auf mehrere Laufzeiten auf und haben somit bis zu vier überlappende Butterfly-Trades offen. Ungefähr alle zwei Wochen setzen wir einen neuen Trade mit rd. 75 tägiger Laufzeit auf und managen die bestehenden Trades entsprechend dem, was der Markt uns gibt. Im Gesamtportfolio sind dann mehrere Zelte hinter oder auch übereinander mit verschiedenen Restlaufzeiten und verschieden stark steigenden/sinkenden T+0 Linien.
Die Butterfly Stratgie professionell handeln
In dem Online-Seminar “BF70plus” zeigt dir Optionsuniversum, wie man den Butterfly professionell handelt. Lerne die Regeln und generiere mit dem Trade ein regelmäßiges Einkommen an der Börse. Der BF70 ist ein profitabler Trade, wie von TheOptionLab im Backtest nachgewiesen. Niemand weiß wohin der Markt geht. Mit diesem marktneutralen abgesicherten Trade, hast du wenig Aufwand im Hinblick auf Adjustierung.
Backup
An dieser Stelle möchten wir kurz erwähnen, dass wir zusätzlich zu diesen Strategien Airbag-Hedges von Optionsuniversum in unseren Konten verwenden. In den oben dargestellten GuV-Grafiken sind hingegen nur die T+X Linien der Butterfly-Strategie, nicht des Gesamtportfolios im Konto abgebildet. Nach unten, also links ab ca. -7% Marktrückgang in der Grafik, fällt unsere T+0 Linie nicht so stark, da wir “netto long Puts” sind.
Reale Trades im Echtgeldkonto
Viele Grüße,
Marian & Sascha
Haftungsausschluss:
Diese Informationen werden ausschließlich zu Informations- und Bildungszwecken herausgegeben und stellen kein Angebot zum Verkauf oder eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Kauf von Optionen oder Wertpapieren dar. Keine der in diesem Blog enthaltenen Informationen stellt eine Empfehlung dar, dass eine bestimmte Option oder bestimmtes Wertpapier, Portfolio von Wertpapieren, Transaktionen oder Anlagestrategien für eine bestimmte Person geeignet ist. Von Zeit zu Zeit können die Ersteller des Inhalts oder ihre verbundenen Unternehmen Positionen oder andere Interessen an den in diesem Blog erwähnten Wertpapieren halten. Die vorgelegten Optionen oder Wertpapiere gelten nicht als Empfehlung zum Kauf derselben. Dieses Material berücksichtigt nicht deine speziellen Anlageziele. Anleger sollten ihren eigenen Finanz- oder Anlageberater konsultieren, bevor sie handeln. Die frühere Wertentwicklung ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.