Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
Teil 8: Vergleich weekly gegen monthly Optionen – welches Zeitintervall ist für OIS besser geeignet (II)?
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leser/-innen,
wir hatten im letzten Teil unserer Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) festgestellt, dass monthly Optionen (zumindest beim DAX) viel liquider sind als die weeklies, was für das Aufsetzen einer OIS natürlich zuträglich wäre. Gleichzeitig spielte die Arh 2 aus Teil 7 keine bedeutende Rolle, da OIS meistens ATM oder nahe daran aufgesetzt werden. Sie können unsere Ergebnisse hier noch einmal nachlesen:
Alle Beiträge der Blogreihe:
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil2
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil6
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil9
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil10
Entscheidend bei der Bewertung der Vorteilhaftigkeit einer OIS im weeekly oder monthly Bereich sind jetzt aber natürlich die vereinnahmten Prämien der Strategie. Sie sind letztlich das, worauf OIS abzielt. Dafür weiten wir unseren im letzten Teil bereits angekündigten Test noch einmal aus: Wir untersuchen vier Zeitperioden, in denen der DAX einmal ein sehr hohes Volatilitätsniveau (V1X ; VDAX new) besitzt und hält, einmal sehr niedrig notiert und dann einmal eine steigende V1X Tendenz hat und einmal eine fallende Richtung einschlägt. Folgende Zeitpunkte wurden ausgewählt:
Diese ausgesuchten Perioden werden jetzt in der Tabelle 1 gesammelt und ausgewertet:
Da wir untersuchen wollen, ob wöchentliche oder monatliche Optionen für unsere OIS besser geeignet sind, gehen wir jetzt jeweils am letzten Handelstag der „alten“ Option (z.B. September) in die neue monthly Optionen (OKtober) und vergleichen sie entsprechend mit den vier einzelnen Wochen der weeklies. Bild 2 zeigt die Vorgehensweise:
Als Optionsstrategie haben wir uns für den Short Strangle entschieden. Es ist zwar keine klassische OIS, da eine Absicherung durch den Kauf von Optionen nach oben oder unten fehlt, doch wir wollen ja – in dieser Analyse – besonders die vereinnahmten Prämien untersuchen. Beim Short Strangle verkaufen wir einen Call und Put nahe ATM (at-the-money) und bekommen so eine maximale Prämieneinnahme. Dabei wählen wir die verkauften Optionen stets so, dass alle knapp aus dem Geld sind und somit keinen inneren Wert haben (reiner Zeitwert). Im Bild 2 sehen wir dies, indem wir bei einem DAX-Stand von 9792.50 jeweils die 9.800er Call und die 9.750 Put Option verkaufen und bis zum Auslaufen am 19.02.16 halten. Wir setzen keinen Stopp und führen keine Adjustierung durch, da uns nur das mögliche Einnahmepotential durch das „Verfließen“ des Zeitwerts (Theta) interessiert. Im obigen Beispiel konnten wir so 283.20 (für den Call) und 267.60 (für den Put) an Prämien einnehmen (sog. Kreditspread). Insgesamt – für 1x RMP – 13.845 € (553.80 * 5 * 5/Multiplikator & Anzahl der Kontrakte). Diese 13.845 € werden jetzt gegenüber den vier weeklies gestellt. Wieviel Prämie konnte hier vereinnahmt werden? Und wie sieht das Ergebnis der Strategie aus?
Übrigens: Der DAX schloss am 19.02.16 (Auslauf der monthly Option) bei 9358.41 (Settlement um 13:00 Uhr) und führte zu einem Gewinn der Strategie von 3980 €. Dies ist jetzt ebenfalls in Tabelle 1 festgehalten und wird durch die weiße vertikale Linie in Bild 3 graphisch dargestellt:
Aus Tabelle 1 können dabei auch andere, sehr interessante Hinweise gezogen werden: Achten Sie bitte einmal in Tabelle 1 auf Periode I. Obwohl sich der Markt durchaus deutlich bewegt (> -4 %), ist die Strategie erfolgreich (+ 3980 €). Hingegen ist die Periode II trotz eines nur kleinen Verlustes des DAX in dieser 4-Wochen Periode von unter 3% defizitär (-2.188 €). Warum ist das so? Sie wissen es längst: Der entscheidende Faktor hier ist die Volatilität: Ist sie hoch und die Optionen werden „teuer“ (hohe IV), besitzt eine OIS Strategie entscheidende Vorteile. Dann ist die Marktbewegung viel weniger wichtig, als manche Investoren glauben! Die Volatilität bleibt – neben dem Preis des Underlyings natürlich – der entscheidende Einflussfaktor bei der Optionspreisbewertung!
Doch kommen wir zurück zum eigentlichen Vergleich aus den weekly Ergebnissen, denn die müssen wir jetzt nachliefern. In Bild 4 haben wir sie für die 1.Periode einmal genau aufgezeichnet:
Beachten Sie jetzt den blauen Kreis in Bild 4: Die weeklies laufen jetzt natürlich nicht bis zum 19.02.16 (siehe Bild 2), sondern eben nur eine Woche bis zum 29.01.16. Die 1.gewählten Strikes (Basispreis) sind die Gleichen wie beim monthly, das Delta liegt um +-0.5. Da am 29.01. die Optionen auslaufen, werden jetzt neue Optionen verkauft (siehe Bild 5):
Am 29.01.16 hat sich der Markt kaum bewegt und wir schreiben wieder die 9800 Call und 9750ziger Put Option. Die Prämieneinnahme wird unten in Tabelle 2 gezeigt.
Berücksichtigen Sie bitte, dass das Auslaufen der aktuellen Option um 13:00 Uhr an jeden Freitag erfolgt, jedoch die neuen geschriebenen Optionen zum Settlement (17:30 Uhr) eingebucht werden. Daher kommt es beim DAX in Spalte 3 zu Abweichungen (blauer Kreis in Tabelle 2).
Das 1.Ergebnis geht an die monthly Optionen, denn obwohl bei den weeklies eine deutlich höhere Prämie von 25.894 € eingenommen wurde (13.845 bei den monthlies), ergab sich ein Verlust von 3975 € (Tabelle 2; rot). Vergleichen Sie bitte Tabelle 1 und 2 miteinander. Bei den monthlies wurde in der Periode I gewonnen (+3980 €; Tabelle 1).
Entsprechend gehen wir jetzt auch bei den folgenden Perioden vor. Die Tabellen 3-6 zeigen das Ergebnis:
Wie fällt jetzt das Ergebnis aus? Versuchen wir es erst noch einmal tabellarisch zwischen monthly und weekly Optionen zusammen zu fassen (Tabelle 6):
Tabelle 6 ist überdeutlich: Obwohl bei den weeklies fast doppelt so viel Zeitwert verkauft werden konnte (75786 vs. 38104) wie bei den monthly Optionen, verlieren die weeklies – bei unserer gewählten Strategie des Short Strangles – deutlich mehr (-17777 vs. – 10547) als die monatlichen Optionen. Insofern ist die Aussage recht eindeutig: OIS sollte nur auf monthly Optionen aufgesetzt werden.
Doch steigen wir noch einmal etwas tiefer ein. Bei unserer Entwicklung einer OIS sind wir ergebnisoffen, doch wenn wir uns die Tabellen anschauen, sehen wir, dass bei den weeklies in drei von vier Fällen deutliche Verluste gemacht werden. Nur in Periode 4 (fallende Vola) konnte der Short Strangle Gewinn machen. Natürlich ist der Short Strangle sehr riskant und keine OIS, aber dennoch ist das Ergebnis hier wohl, dass man in Periode I-III den Strangle eher kaufen als verkaufen sollte. Bei den monthly Optionen ist das Ergebnis ausgeglichener (zumindest von der Trefferquote; 2:2). Doch es scheint bei den Ergebnissen überdeutlich, dass die Perioden II + III (niedrige Vola oder steigende Vola) ein sehr schlechtes Umfeld für OIS sind. Während Periode III vom Ergebnis nicht überraschend ist (letztlich bedeutet ein starker Anstieg der Vola einen Baissemarkt und somit eine große Bewegung, was wiederum schlecht für OIS oder allgemein Verkaufsstrategien von Optionen ist), kommt das Ergebnis aus Periode II (niedrige Vola) durchaus überraschend. Es scheint wohl so zu sein, dass eine niedrige Volatilität eben nicht geringes Risiko für OIS ähnliche Strategien bietet. Die Optionen erscheinen in dieser Phase zu günstig, um einen Puffer für eine Verkaufsstrategie von Optionen zu sein!
Insofern wollen wir nächste Woche noch einmal vertiefend in diese Analyse einsteigen und uns die Frage stellen, ob ein Verteilungshistogramm der weekly Rendite (Glockenkurve) hilfreich sein kann?
Bis dahin wünschen wir Ihnen natürlich – wie immer – viel Erfolg beim Trading!
André Rogalski
Manager des RMP-Programms
Tags:Einkommen, Optionstrader, stillhalter, Strategie, vix