Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
Teil 7: Vergleich weekly gegen monthly Optionen – welches Zeitintervall ist für OIS besser geeignet?
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leser/-innen,
wir hatten in den letzten Teilen unserer Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) die erste klassische OIS des „Iron Condor“ detailliert vorgestellt und historisch getestet. Unser letztes Fazit war gewesen, dass wir niemals stur eine OIS aufsetzen sollten und „einfach liegen lassen“, sondern es ist sehr ratsam, diese Strategien sorgfältig zu verwalten. Einfach aufsetzen und bis zur Endfälligkeit zu warten funktioniert – zumindest beim Iron Condor – nicht. Sie können unsere Ergebnisse hier noch einmal nachlesen:
Alle Beiträge der Blogreihe:
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil2
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil6
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil9
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil10
Bevor wir weitere Strategien wie den „double diagonal“ oder „diagonalen Iron Condor“ (DIC), den „butterfly“ („broken wing“/BWB oder „mango“/MaBu) oder den Calender Spread (CS) vorstellen werden, möchten wir heute einen Exkurs in Richtung des Zeithorizonts vornehmen. In unseren letzten Tests über den IC hatten wir stets auf monthly Optionen geschaut und hier getestet. Monthly Optionen gibt es schon sehr lange an den vielen Optionsbörsen dieser Welt (z.B. CBOE; Chicago Board Options Exchange oder eben an der EUREX in Frankfurt). Doch die Historie der weekly (Auslauf jeden Freitag um 13:00 Uhr /EUREX) Optionen ist wesentlich kürzer. Sie wurden auf den SPX (Standard & Poors 500) erst im Oktober 2005 lanciert. Im April 2006 führte die EUREX (vormals DTB; Deutsche Terminbörse) weekly Optionen auf den EURO STOXX 50 und DAX ein. Doch wo liegen die Vor- und Nachteile?
Dan Sheridan von www.sheridanmonitoring.com sagt so beispielsweise über weekly Optionen: „Higher yield and less risk – that is, if your strategies and tactics are sound.” (Stocks and Commodities Februar 2014). Diese Aussage würde also für eine vermutlich bessere Performance von OIS im weekly Bereich sprechen. Demgegenüber untersuchte Brian Johnson den IC sowohl im monthly als auch im weekly Zeitintervall und seine Ergebnisse fielen im kürzerfristigen Zeitintervall (also weekly) schlechter aus:
Vergleichen Sie bitte die Ergebnisse mit unserem 6.Teil (Seite 2/Bild2), in dem Johnson dort – auf monthly Optionen – einen Profitfaktor von 2.10 vorliegen hatte, während er jetzt auf weekly Basis auf 1.39 sinkt (Bild 1).
Was wird unsere Analyse bzgl. des Widerspruchs zwischen den Ergebnissen ergeben? Hierzu betrachteten wir drei verschiedene Szenarios, um auch die Volatilität (die natürlich eine sehr wichtige Determinante im Optionshandel ist) zu berücksichtigen. Schauen wir hierzu auf Bild 2:
Der zugeordnete Volatilitätsindex für den DAX ist der VDAX new. Hier werden wir uns eine 4-Wochen Periode mit extrem niedriger Vola (Juni 2014) und sehr hoher Vola (September 15; die zwei blauen Kreise im Bild 2) heraus suchen. Anschließend wollen wir jetzt analysieren, wie sich eine OIS Strategie in beiden Marktperioden entwickelt hat. Dafür müssen wir – im Voraus – erneut Arbeitshypothesen (ArH) aufstellen, die im Vorfeld der Analyse sinnvoll erscheinen und getestet werden müssen:
- Die monthly Optionen sind liquider als die weeklies und ermöglichen so einen geringeren Slippage Effekt (Kosten des Aufsetzens der Strategie; Geld/Brief und Kommissionen) und einfachere Adjustierungen der OIS auch für großes Volumen
- Da es für OIS immer gut ist, hoch gepreiste Optionen zu verkaufen und – sollte ArH 1 richtig sein – große Volumina wie Hedgefonds oder Institutionelle ihre Absicherungen somit in den monatlichen Optionen tätigen (durch die Nachfrage, sprich den Kauf von Call und Put Optionen), ist die implizite Volatilität bei monthly Optionen höher und somit vorteilhafter als bei den weekly Optionen
- Da sich eine monthly Option aus vier Wochen zusammensetzt (also viermal Prämien durch den Verkauf von weekly Optionen eingenommen werden), wird der eventuelle Nachteil von Arh 1 & 2 bei weitem überkompensiert
Steigen wir also in die Analyse ein und schauen auf die Umsatzstatistik der Deutschen Börse:
Die Aussage ist glasklar: Die Monatsoptionen sind sehr liquide (über 2 Mio. Kontrakte Umsatz), während die weeklies (1. – 5. Freitag im Monat Januar) nur auf ca. 300.000 Kontrakten kamen. Insofern muss die ArH 1 klar bestätigt werden und ein klarer Pluspunkt hinter den monthly Optionen gesetzt werden.
Im Bild 4 widmen wir uns jetzt der Arh2 und schauen nur auf die implizite Volatilität der monthly und weekly Optionen vom 01.03.17. Die Monatsoption ist gelb, während die folgenden zwei Wochenoptionen dunkel- und hellblau eingezeichnet sind:
Der DAX schloss damals bei 12.067 und wir erkennen den kleinen Marker (roter Pfeil) im Chart mit dem Preis (12.067). Darunter sehen wir in gelb die aktuelle Struktur der Zeit („term structur“), d.h. je weiter wir in die Zukunft gehen, desto höher ist die implizite Volatilität (je weiter die Zukunft entfernt ist, desto unklarer wird natürlich immer die Prognose und somit steigt die Vola). Das bezeichnet man auch als „contango“-Situation. Jetzt sehen wir auch, dass bei ATM Optionen die contango Situation gegeben ist: gelb < dunkelblau < hellblau (17.03./24.03./31.03.). D.h. also für ATM Optionen kann die ArH 2 nicht bestätigt werden! Monthly Optionen sind hier nicht teurer als weeklies! Wohl aber an den Enden des „Volasmiles“ (Index unter 11.600 oder über 12.650): Hier ist die gelbe monthly Option teurer als die beiden darauf folgenden weeklies, obwohl eigentlich ja eine contango Situation am Markt vorliegt (aber eben nicht überall!). Und es macht natürlich auch Sinn, denn versetzen Sie sich in die Rolle eines Intitutionellen: Dieser Investorentyp möchte sein aktuelles Portfolio gegen eine Überraschung nach oben oder unten absichern (kommt letztlich natürlich auf die Ausrichtung seines Portfolios an) und daher fragt er OTM (out of the money) Optionen nach und somit steigt dort der Preis oder die IV (implizite Volatilität). Dennoch spielt dieser Punkt bei OIS dann wiederum keine Rolle, denn wir handeln hauptsächlich ATM Optionen (oder nahe daran). Vor allem natürlich bei den weeklies.
Daher kann als Fazit der Arh2 gesagt werden, dass es stimmt, dass Optionen die OTM sind im monthly Bereich teurer sind als weeklies, doch für OIS kommt dieser Umstand nicht zum Tragen!
Um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können, ob weekly oder monthly Optionen besser geeignet sind, um OIS aufzusetzen, müssen wir diesen Umstand letztlich anhand der Prämieneinnahme beurteilen. Hierzu werden wir in der nächsten Woche die Zeitperioden aus Bild 2 untersuchen, um zumindest erste Anhaltspunkte – oder mehr – zu bekommen.
Bis dahin wünschen wir Ihnen natürlich – wie immer –
viel Erfolg beim Trading!
André Rogalski
Manager des RMP-Programms
Tags:Einkommen, Optionstrader, stillhalter, Strategie, vix