Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leser/-innen,
Wir hatten im 1. Teil und 2.Teil dieser Blogreihe, unserer Vorstellung einer Options „Income“-Strategie (OIS) verschiedene grundsätzliche Punkte angesprochen. Wir wollen nun heute mit der Betrachtung unterschiedlicher Standardstrategien im OIS Bereich beginnen und anschließend auch eine erste Bewertung durchführen und dabei Besonderheiten erwähnen.
Alle Beiträge der Blogreihe:
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil2
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil6
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil9
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil10
IRON CONDOR
Die Optionsstrategie des „Iron Condors“ ist so etwas wie „die Mutter der OIS“. Dabei besteht diese Strategie aus vier Optionen (sogenannten „legs“), die jeweils zwei vertikale Spreads (vertikal bedeutet unterschiedliche Strikes) beinhalten und dabei OTM (out of the money) sind. Der vertikale Bear Call Spread wird hierbei mit Calls erstellt, ist aber – wie der Name bereits vermuten lässt – bearish zu sehen. Das Payoff Diagramm sieht dabei folgendermaßen aus:
Es wurde also ein 11.900er Call verkauft (n=5 bei -160.60) und gleichzeitig ein 11.950ziger Call (+ 5 Optionen bei 139.80) gekauft. Die Prämieneinnahme beläuft sich auf 20.80 € pro Option. D.h. im Umkehrschluss, dass wir mit diesem Spread unsere Gewinnschwelle (break even) erreichen, wenn der Markt am 17.03. um 13:00 Uhr (Auslauf der Option) bei 11920.80 (11.900er Strike der verkauften Option + eingenommender Prämie) oder tiefer steht. Darum auch die Bezeichnung Bear Spread, weil wir vom jetzigen DAX aus (Index bei 11721.62 siehe Bild 1 oben) keine Hausse sehen wollen! Die gestrichelte blaue Linie in Bild 1 ist hierbei die Endfälligkeit zum 17.03. und die durchgezogene blaue Linie der aktuelle Kurs von heute. Maximaler Gewinn liegt hier also bei ca. 500 € (n=5 Optionen entsprechen 1x RMP) und der max. Verlust bei 750 € (siehe Graphik).
Und genau dieser Ansatz gilt jetzt auch unterhalb des aktuellen DAX (OTM) in Form des vertikalen Bull Put Spreads:
Die näherliegende Put Option wurde verkauft und daher haben wir hier das Spiegelbild zum vorherigem Spread vorliegen. Der Iron Condor wird jetzt konstruiert, indem man beide Spreads gleichzeitig aufbaut und somit vier einzelnen Optionen kombiniert (siehe Bild 3). Der Name „Condor“ kommt daher, da das Auszahlungsdiagramm zur Endfälligkeit wie ein Vogel mit Flügeln (Condor) aussieht.
Der Iron Condor ist also ein sog. Kreditspread, d.h. wir bekommen Geld auf unser Brokerkonto gut geschrieben, da wir die näher am aktuellen Kurs liegenden Optionen verkaufen und die weiter entfernteren Optionen kaufen (niedrigerer Preis). In unserem Beispiel würden wir mit dieser Strategie darauf spekulieren, dass der DAX am 17.03. zwischen unseren beiden verkauften Optionen liegt (11.500 und 11.900). In diesem Fall würden alle Optionen wertlos verfallen und unser Gewinn – in Form der eingenommenden Prämie – bliebe zu 100% für uns erhalten.
Allerdings muss eine Besonderheit erwähnt werden, die oftmals vernachlässigt wird, aber sehr wichtig ist: Wählt man eine Flügelspanne beim Iron Condor die deep OTM ist (also relativ weit weg vom aktuellen Kurs), so fällt auf, dass die Calls und Puts unterschiedlich bewertet werden. Beispiel: Aktuell steht der DAX jetzt bei 11.669 und eine 12.050ziger Call Option (17.03.; Abstand 381 Punkte) handelt um 91 € während ein 11.300er Put (Abstand 369 Punkte) mit 134 € notiert. Also der Put ist deutlich teurer als der Call! Warum liegt diese Asymmetrie vor?
Zur Erklärung muss man kurz einmal ausholen, denn bis zum Crash von 1987 wurden Calls und Puts ähnlich bewertet (Optionsbewertungsmodelle). Doch seit dem damaligen Ereignis wurde klar, dass Märkte schneller fallen als steigen. D.h. die implizite Volatilität (Bewertung) bei weiter entfernteren Strikes (Puts) ist deutlich höher. Schauen wir uns das bei der ausgewählten Laufzeit (17.03.) im sogenannten „Skew“-Diagramm an:
Hier können wir gut erkennen, dass Put-Optionen mit einem Strike von z.B. 10.000 eine implizite Volatilität (IV) von über 25% (rechte Skala) besitzen, während ATM Optionen nur mit einer IV von unter 15% bewertet werden. Dieser Effekt führt jetzt auch bei unserem Iron Condor dazu, dass wir – bei ungefähr den gleichen Optionspreisen – einen Strike für den verkauften Put wählen müssen, der nähe am aktuellem DAX dran ist, was das Risiko der Option „ins Geld zu laufen“ natürlich erhöht. Insofern müssen wir bei dem Aufsetzen von Optionsstrategien diesen „Skew-Effekt“ stets berücksichtigen.
Nachdem wir uns jetzt den Aufbau dieser Optionsstrategie angeschaut haben, wollen wir im nächsten Teil unserer OIS Entwicklung dann auch einen Backtest (historisches Ergebnis mit vorheriger Arbeitshypothese) durchführen. Nach Giorgos Siligardos (Artikel aus dem Magazin „Technical Analysis of Stocks & Commodities“, Feb. 2014) betrachtet er die Chancen bei dieser statischen Form der OIS als eher „bescheiden“. Hat er Recht? Wir werden es sehen….
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Bis dahin wünschen wir Ihnen natürlich – wie immer –
viel Erfolg beim Trading!
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