Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil11
Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS)
Teil 11: Versuch der Prognose der Volatilität am Aktienmarkt
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leser/-innen,
Wir hatten im letzten Teil unserer Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) festgestellt, dass auch klassische OIS in einem schlechten Umfeld nicht profitabel sind. Dabei hatten wir Phasen hoher Volatilität (PHV) oder Phasen niedriger Volatilität (PNV) untersucht. Sie können unsere Ergebnisse vom letzten Mal hier noch einmal nachlesen. Infolgedessen setzen wir heute und beim nächsten Mal die direkte Vorstellung verschiedener OIS Strategien aus. Der Calender Spread (CS), den wir beim letzten Male vorgestellt hatten, werden wir jedoch bald wieder brauchen!
Doch aktuell war ja die Erkenntnis unserer Analysen, dass die Volatilität (implizite Volatilität; IV) einen äußerst wichtigen (neben der Kursentwicklung des zugrunde liegenden Basiswertes; hier DAX) Einflussfaktor für die Profitabilität bei der Einsetzung einer OIS darstellt. Was liegt da näher, als zu versuchen, die IV mit Hilfe eines technischen Handelsmodells traden zu lassen, um so direkt ein Filterkriterium für die OIS zu bekommen?
Alle Beiträge der Blogreihe:
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil2
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil6
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil9
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil10
Für uns als Optionstrader im Bereich Europa und den USA gibt es hierbei drei wichtige Volatilitätsindices:
Vola-Index | Aktueller Wert am 19.11.19 | |
Aktien USA | VIX | 12.27 |
Aktien Europa | V2TX | 11.83 |
Aktien Deutschland | VDax new | 13.35 |
Tabelle 1: Die verschiedenen Vola-Indices an den Börsen
Die Berechnung der Volatilität wird von der Deutschen Börse so angegeben:
VDAX-NEW® wird aus den Kursen der DAX®-Optionen an der Eurex® ermittelt:
Verwendete Optionen: Neben den „at-the-money“- Optionen fließen auch die „out-of-the-money“- Optionen ein. Subindizes werden für die Laufzeiten berechnet, für die es entsprechende Optionskontrakte an der Eurex gibt. Dies sind die folgenden 1, 2 und 3 Monate, die darauf folgenden 1, 2 und 3 Quartale sowie die 2 wiederum darauf folgenden Halbjahre.
Ermittlung: Der Wert der Subindizes ergibt sich aus der Varianz eines speziell konstruierten Optionsportfolios, das mit seiner Gewichtung gerade so konstruiert ist, dass allein die Schwankungen des Underlyings abgebildet werden. Der fortlaufende VDAX-NEW®-Index selbst wird dann durch eine Interpolation der beiden nächsten Subindizes auf 30 Tage ermittelt.
Berechnungsfrequenz: VDAX-NEW® und die acht Subindizes werden an jedem Handelstag der Eurex in der Zeit von 8.50 bis 17.30 Uhr MEZ jeweils minütlich berechnet und verteilt.
Definition 1 und weitere Beschreibungen des VDAX news können hier nachgelesen werden:
Die Volatilitätsindices werden auch als „Angstbarometer“ bezeichnet: Sind sie niedrig, wird keine größere Korrektur (oder Schwankung) erwartet, während ein hoher Wert eben auf große Unsicherheit im Markt hindeutet. Wir hatten bereits in den letzten Teilen die klar negative Korrelation zwischen DAX und Vola aufgezeigt und demonstrieren das hier noch einmal mit Bild 1:
Im Bild 1 haben wir einmal drei Phasen hervorgehoben, in denen diese negative Korrelation deutlich sichtbar wird. Und schaut man genau auf dieses Bild, lassen sich noch unzählige weitere Beispiele für diese negative Korrelation finden. Doch wofür brauchen wir jetzt die Vola genau? Betrachten wir einen langfristigen Chart (siehe Bild 2 unten), erkennen wir den sogenannten „mean reversion“-Ansatz. Dieser bedeutet, dass der Markt sich nicht trendmäßig wie bei Zinsen oder Commodities lange Zeit in eine Richtung entwickelt, sondern sich relativ schnell wieder zu den langfristigen Durchschnitten zurück bewegt. „Relativ schnell“ ist allerdings wirklich relativ, weil wir natürlich auch bei der Vola – wie in allen Märkten – Übertreibungsphasen nach oben und unten beobachten können. Doch die Zeit, in denen die Märkte ein gewisses Level halten, ist meist von kürzerer Dauer. Wir werden in der nächsten Woche anhand eines Beispiels noch näher darauf eingehen.
Wenn wir also wissen, dass die Vola keine nachhaltigen, langfristigen Trends ausbildet, sondern die Zacken nach oben (und umgekehrt nach unten) schnell wieder korrigiert, sollten wir mit Mean Reversion Handelssysteme in der Lage sein, die Volatilität besser und einfacher prognostizieren zu können, als z.B. ein Handelssystem auf den daily DAX mit Trendkomponente. In Bild 3 haben wir ein solches System (Abwandlung des Stochastiksystem) auf die weekly Vola des V1X gelegt:
Wir benutzen den weekly Chart, weil wir OIS auf weekly Basis aufsetzen wollen und somit am Freitag zum closing (settlement; ca. 17:30 Uhr) ja direkt auf den weekly schauen können. Im Bild 3 erkennen wir so, dass wir stets in Stärke verkaufen (blauer Pfeil; sell) und in Schwäche kaufen (roter Pfeil; buy). Wir benutzen hierbei keinerlei Stopp. Darin liegt natürlich auch ein Problem, denn wenn wir so z.B. Anfang Juni 15 (dicker lila Pfeil) in der Vola short gehen und es kommt eine nachhaltige Bewegung nach oben hinein, liegt die Position u.U. über Wochen „unter Wasser“. Wir müssen uns hierzu dann natürlich kluge Optionsstrategien überlegen, damit wir – in dieser Bewegung nicht „Haus und Hof“ verlieren.
Doch erst einmal wollen wir schauen, was dieses „sture“ System im Zeitraum 2011-19 für den Trader erwirtschaftet hätte (vor allem interessiert der Verlauf der equity-Kurve):
Wir sehen eine erstaunlich konstant ansteigende Equity Kurve. Ist es vielleicht nur Zufall? Um diese Frage annähernd beantworten zu können, bedient man sich in der technischen Analyse anderen Märkten und verschiedenen time frames (hourly/daily/weekly). In Bild 5 + 6 wird jetzt genau das gleiche System auf den V2TX (Vola im ESTX50) und VIX (Chicago Board Option Exchange; amerikanische Märkte) untersucht. Gleichzeitig weiten wir den Zeithorizont aus und gehen auch vor 2011 zurück (siehe unten). Wir erkennen überall eine recht konstant ansteigende Equity Linie, die mit ROA-Kennzahlen (return on account; netprofit/drawdown) von 400 – 600 % sehr gut verlaufen. Liegt es am weekly Chart? Schauen wir uns z.B. den daily Chart – mit genau dem gleichen System – abschließend im Bild 7 an. Auch hier steigt die Equity klar an, auch wenn sie zuletzt etwas schwächelte – der Erwartungswert bleibt positiv. Im VIX und V1X sehen wir sehr ähnliche Verläufe.
Wir können also festhalten, dass es mit Hilfe des obigen Handelssystems gut gelingt, eine Prognose für die Volatilität in den nächsten Tagen oder Wochen abzugeben. Da die Korrelation zwischen Basiswert (z.B. DAX) und den Volatilitätsindices stark negativ ist, bedeute das so z.B. bei einem Verkaufssignal der Volatilität, dass wir ein Kaufsignal für den DAX bekommen würden!
Nachdem wir also sehr zufriedenstellende Ergebnisse beim Handel der Volatilität bekommen haben, müssen wir uns natürlich auch über den sogenannten „contango“-Effekt unterhalten und wollen beim nächsten Mal untersuchen, inwieweit dieser Effekt beim Handel einer Optionsstrategie Einfluss auf unsere Ergebnisse nehmen wird. Gleichzeitig werden wir eine konkrete Optionsstrategie vorstellen, die ausgezeichnete Kennzahlen aufweisen wird.
Bis dahin wünschen wir Ihnen natürlich – wie immer – viel Erfolg beim Trading!
André Rogalski
Manager des RMP-Programms
Tags:Einkommen, Optionstrader, stillhalter, Strategie, vix