Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leser/-innen,
wir wollen uns in den nächsten Wochen vermehrt Optionsstrategien widmen, die mehrheitlich zu den sogenannten „Income Trades“ zählen. Die vielen Fragen, die uns erreichen, haben uns sehr gefreut und daher wollen wir mit dieser Ausgabe damit beginnen, einmal einen systematischen Prozess darzustellen, in dem die „income strategies“ (OIS) genauer vorgestellt, analysiert und evaluiert werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Grundsätzliches und Aufbau der Strategie
Alle Beiträge der Blogreihe:
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil2
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil6
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil9
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil10
Der Aufbau der Analyse beginnt heute mit dem Titel des obigen 1.Teils. In den Folgewochen werden wir dann immer tiefer in die Materie einsteigen und wollen auch historische Backtests oder kurzfristige Bewertungsentwicklungen innerhalb einer Woche vorstellen.
Doch beginnen wir zunächst noch einmal mit den sogenannten Grundlagen:
Die Basis einer jeden „Income Strategie“ ist das sogenannte Theta (Zeitwert), welches verdient wird, wenn man Optionen verkauft. Dabei soll eine OIS ein langfristiges, kontinuierliches Einkommen generieren. Geht das überhaupt? Wäre das nicht der sogenannte „heilige Gral“ an der Börse? Wir werden hierbei in den Folgewochen untersuchen, wo Chancen und Risiken liegen. Sowohl bei statischen OIS als auch dynamischen OIS. „Dynamisch“ meint in diesen Zusammenhang eine möglichen Anpassung oder Auslenkung („Reparaturstrategie“ oder engl. „follow up“) der Strategie, wenn im Markt Bewegung kommen sollte. Denn eines ist bei OIS immer klar: Am besten ist es, wenn „nichts passiert“. Das wird klar, wenn wir uns das Auszahlungsprofil einer Call Option anschauen:
Der DAX steht heute z.B. bei 11.469 (siehe Bild oben) und wir haben – theoretisch – einen 11.500er Call (Laufzeit 31 Tage) gekauft (aktueller Preis 176.20 €; Investitionssumme für 1x RMP = 176.20 *5 *5 = 4405 €). Die durchgezogene blaue Linie zeigt den heutigen Profit/Loss Verlauf, wenn der Markt steigt oder fällt. Es ist klar, dass bei steigenden Markt verdient wird (wir haben ja schließlich einen Call gekauft) und umgekehrt. Doch diese Aussage gilt nur für heute! Zum Laufzeitende am 17.02.17 gilt die gestrichelte blaue Linie. Und sie verläuft deutlich tiefer, denn bei einem 11.500er Call verdienen wir erst (zum 17.02.), wenn der Markt über 11.500 plus unsere bezahlte Prämie (176.20) hinaus steigt. D.h. also, erst ab 11.676,20 beginnt unsere Gewinnzone zum 17.02.17. Zum jetzigen Zeitpunkt (11469.13) muss der DAX also noch satte 1.8% ansteigen, damit wir zumindest break even den Trade verlassen können. Im Bild 1 haben wir zwei rote Pfeile eingezeichnet, die verdeutlichen sollen, dass der aktuelle Zeitwert (Theta) bis zum 17.02. um 13:00 Uhr (Auslauf der Option) auf Null zurückgehen wird. Denn zum Auslaufen der Optionen wird die Option nur noch zum inneren Wert gehandelt (wenn sie denn über 11.500 notiert und somit einen inneren Wert hat). Diese Differenz zwischen den beiden blauen Linien im Bild 1 ist das Theta (Zeitwert), welches wir bei OIS als Einkommensquelle definieren können. Wenn wir die obere Option kaufen sind wir Theta short, doch bei OIS wollen wir immer Theta long sein! Daher ist der Erwartungswert (EW) beim Kauf dieser Option – zu diesen Bedingungen – entsprechend negativ. Dies sehen wir in Bild 2, in dem der EW für die nächsten Tage angegeben wird:
Um noch eine gewisse Optionsbasis (Grundlagen) zu legen, benötigen wir zuerst einmal die Definition von den sogenannten „Griechen“:
Bei Optionen misst das Theta den Zeitwertverfall einer Option. Das Theta gibt an, wie viel eine Option, wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben (ceteris paribus), in einem bestimmten Zeitraum an Wert verliert. In der Praxis wird etwa der prozentuale Wertverfall pro Woche verglichen.
Delta misst die Preisänderung einer Option im Verhältnis zu einer Preisänderung des Basiswertes. Diese Definition bezieht sich auf die Veränderung der Option bei einer Bewegung im Preis des Basiswertes. Dabei wird von einem An- oder Abstieg des Kurses um jeweils 1 Einheit (z.B. 1 €) ausgegangen. Ein Anstieg des Underlyings (z.B. eine Aktie) wird nicht unbedingt im Verhältnis 1:1 erfolgen. Das Delta gibt dann an, wie stark dieser An- oder Abstieg der Option im Verhältnis zum Underlying tatsächlich ist. Alle anderen Preisfaktoren werden dabei als unverändert angesehen.
Das Vega einer Option bezieht sich wiederum auf die Veränderung der Volatilität (Schwankungsbreite) des Underlyings und gibt Orientierung wie sich der Preis der Option in diesem singulären Zusammenhang verändert. Weitere Griechen wie Gamma (misst die Beschleunigung des Deltas) und Rho (Zinseffekt) wollen wir an dieser Stelle erst einmal vernachlässigen.
Entscheidend bei OIS ist also hierbei, dass das Theta unsere Einnahmequelle ist und das Delta, Gamma und das Vega Risiken aufzeigen, die in einer dynamischen Strategie gemanaged werden müssen (wir bekommen dafür das Theta). Denn eines sollte auch jetzt schon klar sein: Der sogenannte „nackte Verkauf“ des obigen Calls ergibt keinen Sinn. Das Risiko beim Schreiben von Optionen ist bekanntlich unbegrenzt und sollte entsprechend in die Strategie eingepflegt werden. Daher werden wir sogenannte Standard Optionsstrategien wie den double diagonal, butterfly oder den iron condor vorstellen, doch auch hybride Strategien werden am Ende dieser Artikelserie vorgestellt werden. Es stellt sich hierbei natürlich immer die Frage, wo wir den Vorteil des positiven Thetas am besten ausnutzen können.
Diese Frage und Weitere werden wir in der nächsten Woche genauer untersuchen.
Bis dahin wünschen wir Ihnen natürlich – wie immer – viel Erfolg beim Trading!
Tags:Einkommen, Optionstrader, stillhalter, Strategie, vix