An der Vergangenheit festhalten – oder sich anpassen?
Marktradar KW47
Auf der Route 66 im Westen der USA kann man das Flair der alten Tage noch spüren. Hackberry, Flagstaff auch Seligman sind hübsch hergerichtete Orte für die Touristen. Eine wirkliche Überlebenschance haben jedoch nur die bekannten Viewpoints, die mit Reisebussen und einer Menge Touristen angefahren werden. Ja, Zeiten ändern sich, und wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, so kann aus einem vorher blühenden Örtchen auch schnell eine Geisterstadt werden.
Auch die Rahmenbedingungen an den Börsen haben sich scheinbar geändert – es pfeift ein anderer, ein etwas rauerer Wind. Die Frage, die sich dabei jedoch stellt, lautet: Anpassen oder auf die guten alten Zeiten warten?
Wollen wir zunächst die vorangegangene Woche zusammenfassen:
Der VIX konnte sich nicht so richtig beruhigen und notiert so um die 20 Punkte. Der VVIX pendelte die Woche über zwischen 101 -115 Punkten. Die Terminstrukturkurve des VIX drehte von Backwardation am Donnerstag auf „Flat“ und am Freitag in Contango.
Die Advance Decline Line im Nasdaq und S&P zeigt weiter nach Süden und teilt uns mit, dass weiter in fallende Kurse verkauft wird. Der Fear & Greed Index liegt bei 10 Punkten und signalisiert weiter anhaltende Angst auf einem hohen Niveau.
Wenn wir uns die neuen Hochs und Tiefs betrachten, dann hellen diese die Stimmung auch nicht weiter auf. Deutlich mehr neue Tiefs sowohl im Nasdaq, als auch im S&P 500.
Das Put/Call Ratio zeigte am Montag und am Donnerstag in der ersten halben Handelsstunde Werte über 1,40. Für mich ganz interessant zu beobachten, dass hier immer nur kurzzeitig zu Beginn der Handelssitzung Absicherungen nachgefragt werden.
Die gleitenden Durchschnitte liegen im S&P 500 und auch im Nasdaq unter ihrem 21er EMA. In den Sektoren gab es auch keine großartigen Veränderungen zu Vorwoche. Also alles beim Alten, nur Real Estate, Utilities, Health Care und Consumer Staples notieren über ihrem gleitenden Durchschnitt.
Wer auch die Woche über mal einen Blick zu den Future Märkten geworfen hat, konnte sehen, dass auch dort ordentlich die Post abging. Ich wünschte, ich könnte Euch berichten, dass ich von den Turbulenzen verschont geblieben bin. Aber nein – auch ich wurde von CL und vor allem NG heftig überrascht. Eine verkaufte Call Option in NG legte mal eben schnell insgesamt 1200% zu. Nur gut, dass sich die Positionsgröße im Rahmen meiner Kontogröße befand und ich mir noch etwas Zeit durchs Rollen der Option verschaffen konnte. Wer sich hier beim COT-Report an den Commercials orientiert hat und die Bewegung als nicht nachhaltig bewertet hat, wurde ordentlich durch die Mangel gedreht. Bei einigen Händlern sprengte die Bewegung auch den Kontorahmen, so dass sie jetzt mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen.
Für mich deutet das übergeordnete Bild weiter auf stürmische Zeiten. Wenn in vorangegangener Zeit „By the f….. Dip“ galt, so scheint derzeit eher das Motto „Sell the f….. bounce“ aktuell zu sein.
Das heißt für mich abwarten und dem Treiben weiterhin zusehen. Nicht den Helden spielen und nur an wirklichen Paniktagen aktiv werden. Wer sich noch nicht ausreichend mit dem Risiko- und Moneymanagement beschäftigt hat, sollte vielleicht umso mehr die Füße stillhalten. Ich denke, es wird nicht unbedingt darauf ankommen, wie gut oder schlecht die fundamentalen Daten eines Unternehmens ausschauen, sondern eher, wie gut oder schlecht die Marktteilnehmer die derzeitige Situation eingeschätzt haben und folglich Positionen halten können oder aber auch auflösen bzw. eindecken müssen.
Also denkt an eure Positionsgrößen, werdet nicht gierig und schaut auf euer Risiko! Achtet darauf, Verluste nicht durch höheres Risiko ausgleichen zu wollen.
Eine erfolgreiche Handelswoche wünscht Euch
Euer Mirko
( Rezensionen)
Tags:Absicherung, angst, Crash, fear and greed, indizes, Marktradar, marktüberblick, panik, stillhalter, vix, vvix
2 Bewertungen
Schöner Artikel, Mirko! Vor allem die Entwicklung der NG-Position war sehr interessant.
Grüße
Marian
Schöner Artikel, Du hast mich gleich dazu angestiftet hier mal was von Dir zu lesen.
Liebe Grüsse,
Bo