Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
Teil 5: Optionsstrategie „Iron Condor“ im Backtest II
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leser/-innen,
wir hatten im 4. Teil unserer Vorstellung einer Option „Income“-Strategie (OIS) erste Tests bzgl. der Ertragsaussichten eines sog. „Iron Condors“ durchgeführt. Die Ergebnisse waren etwas ernüchternd, da das reine Aufsetzung der sog. IC 0.2 Delta Strategie deutliche Verluste machte. Sie können unsere Ergebnisse hier noch einmal nachlesen:
Alle Beiträge der Blogreihe:
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil2
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil6
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil9
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil10
Doch warum ist es so? Sollten wir anders vorgehen? Ist die semidynamische Komponente zu bevorzugen? Oder die des dynamischen Ansatzes? Wie sollten die Regeln dazu aussehen? Viele Fragen, die wir heute und nächste Woche nacheinander abarbeiten wollen.
Alle Zeiträume und Testperioden bleiben weiter unverändert, d.h. wir schauen wieder auf monthly Optionen im 3-Jahres Zeitraum März 14-16. Im letzten Teil hatten wir den IC immer gleich aufgesetzt und bis zur Endfälligkeit gehalten. Das wollen wir jetzt modifizieren: Wir stellen jetzt folgende neue Arbeitshypothesen (ArH) auf:
- Wir sollten den langfristigen Aufwärtstrend, der im Aktienmarkt vorherrscht, einfließen lassen, um den Markttrend zu berücksichtigen.
- Filterkomponenten wie die Volatilität müssten die Ertragsaussichten beim Aufsetzen der IC-Strategie beeinflussen
- Ein flexibles Aufsetzen mit einem ausgeprägten Regelwerk (dynamisch) sollte die Richtung für einen positiven Erwartungswert (EW) positiv beeinflussen
Zu 1.): Im Bild 1 sehen wir den DAX im Zeitraum von 1991 bis heute. Es ist offensichtlich, dass der Markt in diesen – über 27 – Jahren nach oben driftete. Man hört immer wieder, dass Aktien langfristig „alternativlos seien“ und wenn wir uns nicht gerade in Baissephasen wie 2000 – 2003 oder 2008 (oder auch letztes Jahr) befinden, geistert immer die sog. Strategie des „buy & hold“ herum. Wie André Kostolany es früher schon sagte: „Aktien kaufen, vergessen und nach 20 Jahren wieder anschauen“. Aus jetziger Sicht durchaus erfolgversprechend, doch auch diese Frage wird natürlich schnell wieder kritisch hinterfragt, wenn der Markt in eine neue Baisse übergeht. Insofern sollten wir hier vorsichtig nachfragen. Doch Fakt bleibt natürlich der langfristige Aufwärtstrend. Daher haben wir jetzt innerhalb unserer ArH 1 noch einmal die statische Komponente getestet und den IC folgendermaßen aufgesetzt: Wir setzten die beiden ersten verkauften Optionen des IC nicht direkt um den aktuellen DAX, sondern plazierten die verkauften Optionen um 1% nach oben. Bild 2 zeigt die Prozedur z.B. am 15.01.16: In der 1.Zeile verkauften wir den Call 3% über dem aktuellen Kurs von 9509,50 und daher ist der IC dann deutlich nach links verschoben (siehe Bild 3). Man erkennt es am aktuellen underlying (blaue vertikale Linie bei 9509.50). Mit diesem Vorgehen versuchen wir den Kurs des Dax in vier Wochen „besser einzufangen“ (Aufwärtsdrift). Wie sieht hierbei das Ergebnis aus? Bild 4 zeigt es und erneut ist unsere Arbeitshypothese zwar logisch aber im Ergebnis unbefriedigend: Wären wir dem Ansatz so gefolgt, hätten wir ebenfalls einen Verlust eingefahren. Erneut um ca. 5000 €. (Bild 4)
Im Ergebnis müssen wir festhalten, dass ein rein statischer Ansatz nicht funktionieren kann. Dafür ist der Edge bei der Preisstellung von Optionen nicht groß genug. D.h., dass eine Option noch deutlich höher bewertet werden müsste, um mit einer statischen Strategie Erfolg zu haben.
Zu 2.): Sollte die semidynamische Komponente bereits ausreichen, um einen positiven EW zu generieren? Wir schauten hierzu auf den VDAX new (V1X), der die Volatilität des Deutschen Aktienindex misst. Es ist tendenziell logisch, dass, wenn die Vola niedrig ist, nicht viel passiert und keine Anpassungen vorgenommen werden müssen. So kann der ideale Zustand für OIS Strategien der des Seitwärtsmarktes sein. Allerdings kann auch ein steigender Markt mit fallenden Volatilitäten ein her gehen, was dann natürlich schon wieder Probleme beim IC aufwerfen würde. Im Bild 5 sehen wir den DAX mit der tendenziell inversen Bewegung, will heißen: DAX fällt /Vola steigt und umgekehrt.
Wir gingen jetzt von der ArH 2 aus und benutzten den V1X als Filter: Fällt der V1X im Vergleich zum Vormonat ab, liegt ein ruhigerer Markt vor und wir setzen einen IC auf. Steigt der V1X unterstellen wir ein ungünstigeres Szenario für OIS Strategien und plazieren in diesem Monat keine IC Strategie. Insofern wirkt die Volatilität wie ein Stopp Schild: Steigt die Vola, keine OIS!
Im Bild 6 können wir jetzt das Ergebnis graphisch betrachten:
Es ist zwar gelungen, den Verlust mehr als zu halbieren, doch eine Erfolgsgeschichte sieht sicher anders aus. Außerdem ist bei einem Filtereinsatz eines negativen EW es natürlich auch nicht überraschend, dass die Performance dann besser ausfällt, wenn man Monate ausselektiert. Daher muss unsere Arbeitshypothese 2 auch verneint werden in der Form, dass wir hiermit keinen Mehrwert bei der Entwicklung einer OIS erzielen können. Aus diesem Grunde wollen wir uns nächste Woche den dynamischen OIS Strategien des IC zuwenden und betrachten schon einmal die Ergebnisse von Brian Johnson in seinem Buch „Option Income Strategy Trade Filters“: Er testete hierbei über 15.000 Iron Condors (täglich neu aufgelegt) mit einer Restlaufzeit (time to expiration) zwischen 25 und 75 Tagen. Er entwickelte ein Regelwerk und analysierte dabei u.a. monthly Optionen vom Mai 2004 – Mai 2016 (aus verschiedenen US Indices). Der Profitfaktor (Bruttogewinn/Bruttoverlust) lag hierbei bei 2.10 bei einer Trefferquote von 85%! Das ist doch mal ein Ergebnis!
Wie sein Regelwerk dabei aussah, welche anderen Ansätze existieren und ob wir mit unserem Backtest solche Ergebnisse für die europäischen Märkte bestätigen können, wollen wir im 6.Teil unserer Entwicklung einer OIS anschauen.
Bis dahin wünschen wir Ihnen natürlich – wie immer –
viel Erfolg beim Trading!
André Rogalski
Tags:Einkommen, Optionstrader, stillhalter, Strategie, vix