Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
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Teil 4: Optionsstrategie „Iron Condor“ im Backtest I
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leser/-innen,
Wir hatten im letzten Teil unserer Vorstellung einer Options „Income“-Strategie (OIS) detailliert den Aufbau eines sog. „Iron Condors“ besprochen. Er zählt – wie alle OIS – darauf ab, dass möglichst wenig im Markt passieren sollte, so dass dann jeden Tag entsprechend Theta (Zeitwert) verdient werden kann.
Alle Beiträge der Blogreihe:
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil1
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil2
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil3
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil4
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil5
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil6
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil7
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil8
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil9
- Entwicklung einer Options „Income“-Strategie (OIS) – Teil10
Wir müssen jedoch vorher noch zwischen statischen (werden heute diskutiert), semidynamischen und dynamischen Strategien (im nächsten Teil) unterscheiden. Statisch bedeutet, dass wir einen Iron Condor immer und immer wieder in der gleichen Art und Weise aufsetzen und bis zur Endfälligkeit halten. Es werden keinerlei Adjustierungen während der Laufzeit vorgenommen. Dynamisch bedeutet demgegenüber, dass wir entweder Adjustierungen („Reparaturstrategien“) durchführen, wenn entweder Kennzahlen (z.B. Delta zu hoch/niedrig) es nahelegen. So könnte dann auch das Verhältnis aus Erwartungswert und Theta in einem kritischen Bereich notieren. In der Mitte liegt die sog. semidynamische Komponente, die wiederum Filteraspekte beinhalten kann und soll. Anhand von Arbeitshypothesen soll dies nachfolgend analysiert werden:
- Hypothese: Aufgrund des Zeitwerteffekts beim Verkauf von Optionen hat auch ein statisch aufgesetzter IC einen positiven Erwartungswert (EW)
- Hypothese: Der Aktienmarkt ist in einem langfristigen Aufwärtstrend. Deshalb passen wir die strike selection (Auswahl der Basispreise) entsprechend an
- Hypothese: Bei niedriger Volatilität habe wir geringe Marktbewegungen. Insofern scheint es schlüssig, den VDAX new als Filter einzusetzen, um OIS aufzusetzen oder eben nicht
Nach dem im letzten Teil schon erwähnten Artikel „Static Option Income Strategies: Do They Work?“ von Giorgios Siligardos ist der Author dort sehr zurück haltend: „If you are an aspiring practitioner of such strategies, you may have been disappointed with what I have written here, but it`s important to be aware of all probable outcomes before you start trading.”
BACKTEST im DAX-Future
Im folgendem Backtest schauten wir jetzt auf die Historie des DAX im Zeitraum 15.03.13 – März 16. Im 1.Bild sehen wir die Entwicklung des DAX-Futures in dieser Zeitperiode (siehe unten). Nach unserer Meinung ein recht typischer Markt, in dem wir alle Phasen includiert haben: Zwei Hausseperioden in 2013 und die sehr starke Rallye in 2014/15, dann die Verlustphase (Baisse) vom Frühjahr 2015 bis zum März 16. Aber auch Seitwärtsphasen (2014) sind dabei. Es ist wichtig für einen aussagekräftigen Backtest möglichst viele Phasen eines Marktes abzudecken, um einigermaßen relevante Ergebnisse daraus ableiten zu können.
Unsere Optionsstrategie des Iron Condors (IC) wurde jetzt folgendermaßen aufgesetzt:
Wir betrachten die monthly Optionen des DAX, die immer am 3.Freitag des Monats auslaufen. D.h. wir setzen den Iron Condor am 3.Freitag des aktuellen Monats auf und die Laufzeit beträgt dann exakt vier Wochen. Hierzu wird der Kurs des Settlements genommen, um den dann die vier Optionen gesetzt werden.
Es könnte jetzt natürlich von Einfluss sein, wie wir die Basispreise zum Verkauf und Kauf der Optionen wählen. Schauen wir dabei zuerst auf Arbeitshypothese 1, bei dem wir den IC im gleichen Abstand zum Settlement des DAX (Freitag um 17:30 Uhr) nach oben und unten plazieren. Dabei richten wir uns am Deltawert der Optionen aus. Als Daumenregel dabei gilt: Hat eine Option ein Delta von z.B. 0.2 liegt eine 20%ige Wahrscheinlichkeit vor, dass diese Option am Ende der Laufzeit ins Geld läuft. Das ist ja gerade das, was wir nicht wollen bei unseren OIS. Daher wählen wir jetzt immer die 1.Option am DeIta von +/-0.2 aus. Im Bild 2 haben wir hierfür ein Beispiel:
Wir befinden uns hier im 1.Monat unseres Backtests am 15.03.13 (Bild 2 oben links). Der DAX steht an diesem Handelstag bei 8047.09 Index Punkten. Wir wählen jetzt den Call (Laufzeit bis zum 19.04.13) mit den 8300er Basispreis, weil hier das Delta am nächsten bei -0.2 liegt (verkaufter Call = negatives Delta). Der gekaufte Call „dahinter“ wird gleich ein Strike davon entfernt gekauft (höher). Anmerkung: Beim DAX liegen die Strikeabstände bei jeweils 50 Punkten.
Beim verkauften Put handeln wir genauso: Das Delta von 0.2021 ist der 7750ziger Put, der wiederum mit dem nächsten Strike darunter (7700) abgesichert wird. Es ergibt sich nach dem Aufsetzen des IC im Auszahlungsdiagramm (Payoff) – vier Wochen später am 19.04.13 folgendes Bild:
Die weiß eingezeichnete Linie (vertikal) zeigt das Endergebnis dieses ersten IC an: -855 €, weil der DAX zum Ende der Laufzeit außerhalb der beiden verkauften Strikes (7750 und 8300) geschlossen hat. Der Settlementpreis am 19.04.13 lag bei 7512.19 Punkten.
Bedenken Sie auch den Skew-Effekt, den wir in der letzten Woche thematisiert hatten: Obwohl wir das gleiche Delta bei der verkauften 1.Option (Call + Put) wählten, liegt der Call 250 Punkte über den aktuellen Preis, der Put jedoch 300 Punkte entfernt. Dafür kostet der Call aber auch nur 29.30 € und der Put 43.50 €. Wir erkennen es auch im Bild 3 an der leicht links geneigten blauen Linie zum Zeitpunkt des Aufsetzen des IC. Bei der hier verwendeten sehr guten Software (www.vandermart-solutuions.com) sind jetzt historische Analysen möglich. Und genau das wollen wir jetzt auch tun, nachdem wir den Aufbau des Backtests dargestellt haben. Wie fallen die Ergebnisse aus? Bild 4 gibt Aufschluss (s.u.): Ernüchterung macht sich breit! Wir erkennen, dass die systematische Aufsetzung von einem Iron Condor (IC) mit einem 0.2 Delta für die erste verkaufte Option klar negativ performt (negativer Erwartungswert). Wir würden über 5.000 € (linke Seite im Bild 4) über einen Zeitraum von drei Jahren verlieren! D.h. also, dass Arbeitshypothese 1 (siehe oben) klar verneint werden muss. Die Kritik von Giorgios Siligardos scheint an einem statischen Aufbau eines IC berechtigt zu sein. Kann die Arbeitshypothese 2 oder 3 das Gesamtbild völlig ändern? Diese Frage stellen wir uns nächste Woche.
Wollen Sie mehr über meine Trading-Strategien erfahren? Dann schauen Sie dringend die Inhalte zu meinem Seminar “Algotrading meets Options” an!
Bis dahin wünschen wir Ihnen natürlich – wie immer –
viel Erfolg beim Trading!
André Rogalski
Manager des RMP-Programms
Tags:Einkommen, Optionstrader, stillhalter, Strategie, vix