Nur die Harten kommen in den Garten?

Marktradar KW 45

Mehr Gas geben oder bremsen? Augen zu und durch? Sicherlich eine der Fragen, die derzeit auch die Händler an den Märkten bewegt. Während die einen noch ängstlich an ihre Verluste vorangegangener Wochen denken, begeben sich andere Marktteilnehmer schon wieder auf die Straße des Geldes.

Aber wollen wir die Woche erst einmal kurz zusammenfassen:

Der VIX scheint sich langsam zu beruhigen und fiel von Anfang der Woche von 25 jetzt am Freitag unter die magische Marke von 20. Die Terminstrukturkurve ist nach wie vor in einer Backwardation, was heißt, dass der vordere Kontrakt teurer als die nächsten Fälligkeiten ist. Für die Long ETFs auf die Volatilität natürlich ein Vorteil, weil diese dadurch Rollgewinne verbuchen. Den VVIX heben jedoch die Kapriolen nicht mehr so richtig an – er notiert durchschnittlich bei ca. 100 Punkten. Der Fear & Greed Index notierte zum Freitag bei 8 Punkten und verweilt jetzt schon recht lange auf seinem ängstlichen Niveau.

Die Advance-Decline-Line, die Differenz aus der Anzahl gestiegener und gefallener Aktien, konnte sich jeweils an der Nasdaq und auch an der NYSE zwar etwas erholen, aber aufgrund der starken Abwärtsbewegung der letzten Wochen noch keine Trendumkehr anzeigen.

Ein Blick auf die neuen Hochs und Tiefs verrät uns, dass wohl so langsam eine Stabilisierung zu erwarten ist. Die neuen Tiefs haben im Vergleich zu den vorangegangenen Wochen deutlich abgenommen.

Kaum zu glauben – diese Woche wurden wir sogar von einem Put/Call Ratio von 1,4 überrascht. Damit haben wir jetzt so ziemlich alle Panikzeichen durch.

Die großen Indizes, wie S&P 500, Nasdaq 100, Russell 2000 notieren alle unter ihrem gleitenden Durchschnitt und das auf Tages- und Wochenbasis. Erholung konnte man beim S&P Smallcap 600 und auch im DAX erkennen, die zumindest am Freitag über ihrem täglichen gleitenden Durchschnitt schlossen. Bei den Sektoren können nur die Utilities und Health Care als noch stabil bezeichnet werden.

Erstaunlich, habe ich so auch noch nie gesehen, dass am Freitag an der NASDAQ nicht in fallende oder steigende Kurse gehandelt wurde. Ungewöhnlich ging das meiste Volumen in Unchanged, also unveränderte Kurse.

Die vergangene Woche habe ich schon angefangen, einige Puts auf starke Werte zu schreiben. Der Renner war zB. NVDA. Ein 130er Short Put konnte schon 3 Tage nach Eröffnung am Donnerstag im Gewinnziel zurückgekauft werden. Andere Positionen sind auch bereits kurz vor dem Rückkauf.

Warum möchte ich jetzt langsam starten?

Wenn ich mir die Daten so anschaue, denke ich, dass wir das untere Level erreicht haben könnten. 95% der Panikzeichen konnten wir bereits abhaken. Ich deute das P/C Ratio am Mittwoch von 1.4 als Absicherung für den Wiedereinstieg der ersten großen Markteilnehmer. Die neuen Tiefs werden deutlich weniger. Die Angst ist schon recht lange auf einem so hohen Level.

Also insgesamt die besten Voraussetzungen für disziplinierte Stillhalter, die sich strikt an ihr Regelwerk im Risiko- und Moneymanagement halten.

Die Ampeln im S&P 500 und NASDAQ stehen noch auf rot und der Urlaubsschein kann wirklich nur entwertet werden, wenn man die Tiefs im Markt erkennen kann. Ich werde an besonders schwachen oder Paniktagen in starken Aktien aktiv und hier schon mal einen Zeh ins Wasser stecken. Klar habe ich dabei auch noch im Hinterkopf, dass der angeschlagene Markt durch ein externes Ereignis nochmals einige hundert Punkte rutschen könnte.

Hier gilt es wirklich, nicht wie ein übermütiger Held in die Schlacht zu ziehen, sondern bei Erkennen einer Fehleinschätzung auch mal eine Position schon bei einem geringen Verlust zu schließen. Besonders gilt hier auch der Grundsatz des Stillhalters – Short Put bedeutet nur naked, wenn die Position im Falle einer Ausübung den Kontorahmen sprengen würde. Ich achte daher auf meine Marginauslastung  und vorerst auf besonders kleine Positionsgrößen. Rein vorsorglich lege ich mir long Puts im SPY und den QQQs auf meine Watchliste, um im Falle eines Falles schnell hedgen zu können.

Aber insgesamt bin ich recht optimistisch gestimmt und denke, dass die kommende Woche uns positiv überraschen könnte. Der Montag wird da sicherlich eine Schlüsselposition einnehmen.

Also, nutzt die Kommentarfunktion und lasst mich wissen, wie ihr die derzeitige Situation an den Märkten einschätzt.

Eine erfolgreiche Handelswoche wünscht Euch

Euer Mirko