Slippage – Die unsichtbaren Kosten
Inhaltsverzeichnis
Der richtige Broker
Wenn wir unsere Kontoauszüge genauer untersuchen, fallen uns zunächst die ggf. hohen Gebühren ins Auge, die uns der Broker berechnet. Die Auswahl eines vorteilhaften Brokers ist deshalb unerlässlich.
Wünsch dir was
Doch heute wollen wir uns einem anderen, aus unserer Sicht noch wichtigeren Kostentreiber oder besser “Gewinndezimierer” widmen – der Slippage. Oft wird auch von “Slippage-Kosten” gesprochen. Es sind jedoch keine richtigen “gebuchten Kosten”, die wir im Kontoauszug finden könnten, sondern es handelt sich hierbei um die oft unterschätzten und fast versteckten Kosten des Tradings. Unter Slippage versteht man die Differenz zwischen dem beabsichtigten und dem tatsächlich ausgeführten Orderkurs. Übersetzt wird Slippage in diesem Zusammenhang mit Schlupf oder Schwund.
Am besten wir machen mal ein konkretes Beispiel:
Ich möchte eine Aktienoption zum Preis von 1,00 $ verkaufen und schicke eine so genannte Market-Order an meinen Broker. Mein Wunschpreis ist also der Verkauf zu 1,00 $ x 100 (Multiplikator der Option) = 100 $. Durch in der Zwischenzeit veränderte Kurse ist mein tatsächlicher Verkaufspreis z.B. 0,95 $ und ich verkaufe somit um 0,05 $ niedriger als geplant. Das hört sich nicht nach viel an. Stellen wir uns nun aber vor, dass wir in einem Jahr insgesamt 200 Aktienoptionskontrakte handeln, dann ergibt sich daraus ein Nachteil von 1.000 $ im Jahr (0,05 * Multiplikator 100 * 200). Sofern ich die Optionen nicht wertlos verfallen lasse, sondern die gleiche Anzahl im gleichen Jahr auch wieder zurückkaufen will, um das Risiko zu minimieren und mich die gleiche Slippage trifft, so verdoppeln sich diese Kosten natürlich noch einmal auf 2.000 $. Dieser Betrag muss dann durch die, hoffentlich positive, Kursentwicklung der Optionen erst einmal wieder hereingeholt werden. Entwickelt sich der Kurs des jeweiligen Underlyings zu meinen Ungunsten, so muss der erlittene Verlust natürlich noch addiert werden. Hierbei sind weitere Kosten des Handels wie Transaktionskosten und Spread noch nicht einmal berücksichtigt, denn auch diese Kosten müssen mit der Kursentwicklung erwirtschaftet werden.
Wie kannst du Slippage vermeiden?
Es ist natürlich kein Geheimnis, dass wir Optionshändler ausschließlich Limit-Orders statt Market-Orders verwenden. Das sollte dich nicht überraschen. Wenn du also eine Option für 100 $ verkaufen möchtest, dann setzt du auch einen Limitkurs von 1,00 $. Somit kann dein gewünschter Verkauf nicht niedriger als 100 $ ausgeführt werden. Der Nachteil ist natürlich, dass dir der Kurs der Aktie „davonlaufen“ kann und du nicht zum Zug kommst, also die Option schlicht und einfach nicht mehr zu dem gewünschten Kurs verkaufen kannst. Trading ist jedoch ein ernst zu nehmendes Geschäft und man sollte für einen Handel nicht mehr investieren als man sich ursprünglich vorgenommen hat. Mit Hilfe der Limit-Order kannst du also den gewünschten Verkaufskurs vorgeben. Gleiches gilt natürlich auch für die jeweiligen Rückkäufe. Auch hier sollte, gerade bei weniger liquiden Underlyings, nur mit Limit-Orders gearbeitet werden.
500 $ Slippage pro Option
So einfach kannst du die Slippage aber nicht immer eliminieren. Dies wollen wir mit einem Beispiel aus dem Februar 2018 verdeutlichen. Index-Optionen, also z.B. Optionen auf den S&P500 (ES, SPX) oder den Russell2000 (RUT), gelten als die liquidesten Optionen überhaupt. Üblicherweise haben die RUT-Optionen mit einem Strike am aktuellen Marktpreis (ATM) eine Spanne zwischen An- und Verkaufspreis von 0,50 $ (Spread).
Am 5. Februar 2018 haben die Kollegen von Optionsuniversum in einer interessanten Studie festgestellt, dass sich dieser Spread von 0,50 auf über 5,00 $ mehr als verzehnfacht hat. Dies ist nicht der Preis der Optionen, sondern lediglich die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs. Wenn du also am 5. Februar eine Position in den RUT-Optionen hattest, die du glattstellen wolltest (z.B. einen short Put) dann müsstest du den Put nun um 5,00 $ * 100 Multiplikator, also 500 $ teurer zurückkaufen, als du es bis dahin üblicherweise gewohnt warst. Wir reden hier von einer einzigen Option und der mögliche Verlust dieses Optionsgeschäfts inkl. Gebühren ist hier noch gar nicht berücksichtigt 🙂
Quelle: Optionsuniversum
Fazit
Das war ein Beispiel in einem der liquidesten Underlyings überhaupt. Es gibt tausende Aktienoptionen, die weitaus illiquider sind. Suche dir also ausschließlich liquide Underlyings zum Handeln aus, z.B. Aktien, in denen große Volumina gehandelt werden. Diese von der CBOE monatlich veröffentlichte Statistik hilft dir dabei. Sie ist absteigend nach Handelsvolumen sortiert. Wo jemand die Grenze zwischen noch ausreichend liquiden Optionen mit einer geringen Spanne zwischen Geld- und Briefkurs zieht, ist sehr subjektiv und kann nur von jedem Trader individuell entschieden werden. Wir hoffen jedoch, hiermit deinen Blick für die Thematik geschärft zu haben, sodass du nun diese drei sinnvollen Bausteine in dein Trading einbauen kannst:
– Immer LMT statt MKT-Orders verwenden,
– ausschließlich liquide Underlyings handeln und die
– Positionsgröße gerade bei niedriger Volatilität klein halten, damit du an roten Tagen die Ruhe bewahren kannst.
Viele Grüße,
Marian & Sascha
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